
«Ich kann überall mitreden»
Bei Promedical AG im Glarnerland steppt der Bär: Gleich fünf verschiedene Produkte sollen bis Ende Jahr neu auf den Markt kommen. Viel Arbeit für Michael Schmidt. Der gebürtige Bayer vollzieht nach 3,5 Jahren im Projektmanagement aktuell den Wechsel zum Produktmanagement. «Die beiden Bereiche überschneiden sich teilweise,», sagt er und fügt dann an: «Meine Arbeit macht mir grossen Spass. Ich war vorher schon gerne Allrounder – als Produktmanager werde ich es auch bleiben.»
Grosse Faszination
Der gelernte Rettungssanitäter lebt seit gut sechs Jahren in der Schweiz. Nach der Arbeit im Rettungsdienst folgte ein Studium in Medizintechnik mit dem Masterlehrgang in Biomedical Engineering. Anschliessend hat Michael medizintechnisch gesehen «die meisten Bereiche beruflich abgegrast», erst in der Entwicklung, dann viele Jahre im Produktmanagement. Die Liebe zum Medizinischen besteht jedoch schon viel länger. «Mein Onkel war Chirurg mit eigener Tagesklinik. Ich habe viel von meinen Ferien bei ihm verbracht, sass schon als Schüler am OP-Tisch. Medizintechnik ist etwas, das mir absolut Spass macht.»
Was Michael an seiner Arbeit so spannend findet: «Als Produktmanager kann ich überall mitreden.» Denn er versteht Denkweise, Prinzip und Probleme der verschiedenen Bereiche, die bei ihm zusammenkommen und die es zu harmonisieren gilt. «Natürlich bin ich nicht so tief drin im Detail wie beispielsweise unsere OP-Berater, die selber jahrelang am Tisch standen, aber ich weiss in allen Sektoren, worum es geht.»
Zeit sparen
Gerade im OP ist Arbeitsplatzergonomie von grosser Bedeutung. Hier ist die Zeit, die es dauert, um etwas zu öffnen, anzureichen oder im Lager zu suchen, oftmals viel teurer als die Kosten des benutzten Einwegartikels. «Hier ist Ergonomie unheimlich wichtig und wertvoll – wir unterstützen die Arbeitsprozesse der Kunden durch komplett konfektionierte Sets für nahezu alle Anwendungsbereiche vor, während und nach der OP, bestimmte Instrumentenhalterungen oder Abdeckungen. Das spart zwar vielleicht nur zwei, drei Minuten Zeit – aber man spart sie.» Zwei Arten von Kunden gebe es, sagt Michael. Die einen wüssten genau, was sie wollten. Und dann gebe es noch jene Kunden, die zwar eine Idee im Kopf hätten, aber etwas Beratung bräuchten. «Sie müssen quasi zu ihrem Glück hingeführt werden», wie er schmunzelnd meint.
Highlight Hüft-Tuch
Eine der grossen Stärken von Promedical sind unter anderem kundenspezifische OP-Tücher. Hier kommt Michael richtiggehend ins Schwärmen: «Unsere OP-Tücher sind etwas sehr, sehr Cooles! Zusammen mit dem Hersteller hat unser Aussendienst beispielsweise ein superkompliziertes Tuch für eine Hüft-OP entwickelt, das die Vorbereitungszeit enorm verkürzt und dem Spital viel Arbeit erspart. Diese Tücher mit individuellen Taschen oder Klettstellen zum Befestigen von Absaugschläuchen gehen total in den Workflow von Chirurgen rein. Megaspannend!»
Herausforderung Medizinprodukterecht
Das Schweizerische Medizinprodukterecht ist sehr strikt – es macht das Entwickeln von Lösungen bisweilen unglaublich anspruchsvoll. «Manchmal können wir die Wünsche von Spitälern oder Ärzten nicht erfüllen. Nicht, weil wir nicht wollen – sondern weil es die Normen nicht erlauben.» Ein Produkt, das regelmässig zu diskutieren gibt, ob es in ein medizinrechtkonformes Set reinpasst: ein Rührbesen zum Anrühren der Babynahrung für die Säuglingsstation. Der ist nun mal kein Medizinprodukt, wird dort aber benötigt.
«Häufig möchten Kunden ein eigenes Set mit ihren Lieblingsprodukten, aber da muss man immer genau schauen, ob das Medizinprodukterecht dies zulässt – und ob sich der Aufwand dafür tatsächlich lohnt.» Michael fügt lachend an: «Bei entsprechender Stückzahl machen wir öfter mal einen Handstand. Denn der Aufwand, um ein neues Produkt gesetzmässig irgendwo unterzubringen, ist relativ hoch.»
Macht Einweg (noch) Sinn?
Ein grosses Thema bei Produktion und Assemblierung der Sets: Umweltschutz. «Natürlich stellen wir uns immer wieder die Frage, ob Einwegprodukte – insbesondere Sets mit Metalleinweginstrumenten – noch zeitgemäss sind», bestätigt Michael. Er sei seit einiger Zeit am Untersuchen: wegwerfen oder aufbereiten. Aber: «Es gibt wirklich gute Gründe für den Einmalgebrauch.»
Viel Natur und Lebensqualität
Die Arbeit als Produktmanager ist anspruchsvoll, vielseitig und geht nie aus. «Aber ich halte meine Work-Life-Balance so, dass sie gut ist», lacht Michael. Dafür geht er am liebsten in die Berge. Ob Wandern, Mountainbike, Rennvelo, Trail laufen, Hauptsache Natur. «Ich bin überhaupt kein Stadtmensch, wohne im kleinen Dorf und fühl mich dort rundum wohl. Stelle ich am Morgen fest, dass wir keine Eier mehr haben, dann schwinge ich mich aufs Velo, fahr drei Minuten und hole welche beim Bauern. Ich finde das supercool!». Lebensqualität pur also im Glarnerland.